Im heutigen Plenum befasste sich der Landtag NRW mit dem Thema eSport. Ein Antrag der Piraten stand zur Debatte. Hierin forderte die Fraktion der Piraten die Landesregierung dazu auf, dass sie sich auf allen Ebenen dafür einsetzt, dass der eSport als Sport anerkannt wird und damit auch den Status der Gemeinnützigkeit erhält. escene.de war für Euch vor Ort und liefert einen Überblick über die Debatte und einen Ausblick in die Zukunft.
Einen ähnlich lautenden Antrag hat es bereits im Berliner Abgeordnetenhaus gegeben. Darüber hinaus wurde der Wissenschaftliche Parlamentsdienst des Berliner Abgeordnetenhauses mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. In diesem ging der Dienst der Frage nach, ob der eSport rechtlich als Sport in Deutschland anzuerkennen ist. Von Vorteil wäre dies inbesondere deshalb, weil dadurch steuerliche Erleichterungen ermöglicht werden. Die Gemeinnützigkeit bewirkt zum Beispiel eine Loslösung von der Körperschaftssteuer. Das Fazit lautet nein.
Zitat aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Parlamentsdienstes
Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt und nach derzeitiger Rechtslage eSport nicht als Sport im rechtlichen Sinne anzusehen und nicht als Sportart anerkennungsfähig ist.
So verwundert es kaum, dass das Gutachten (Vollversion hier) auch als Grundlage für die meisten Redebeiträge im Landtag NRW diente.
Verlauf der Debatte
Den Einstieg machte der Antragssteller. Für die Piraten redete Lukas Lamla und berichtete über den kometenhaften Aufstieg des eSport, der sich nicht mehr als Nischenphänomen bezeichnen lässt, sondern Stadien füllt, Fußballvereine für sich begeistert und längst als Sport anzuerkennen sei.
Im weiteren Verlauf kamen Vertreter der SPD, CDU, B90/Die Grünen, FDP und zum Abschluss die SPD Ministerin Kampmann zu Wort. Die Debatte brachte wenig Erkenntnisse. In erster Linie arbeiteten sich die Redner an dem Antrag der Piraten ab und kritisierten ihr politisches Gespür. Denn die Piraten beantragten eine direkte Abstimmung über den Antrag. Möglich wäre auch eine Überweisung in den Kultur oder Sportausschuss gewesen. Dort hätte es eine tiefergehende Debatte geben können und die Möglichkeit zur Hinzuziehung einer Expertenkommission bestanden. Diese Chance war durch die direkte Abstimmung vertan.
Die Rednerin von B90/Die Grünen warf den Piraten vor, dass es sich um eine Scheindebatte handelt, damit sich die Politiker auf der Gamescom als die Wortführer der eSport-Bewegung feiern könnten.
Besonders kritisch äußerte sich die SPD Ministerin Kampmann. Sie griff ein Argument von Lamla auf, der sich auf Studien bezog, die besagen, dass der eSport eine höhere Koordination von Hand und Auge erfordert, als es zum Beispiel beim Tischtennis der Fall ist. Kampmann machte sich darüber lustig und forderte Lamla zu einer Partie Tischtennis heraus und sagte, dass er dann sehen werde, dass das Tischtennis mehr Koordination erfordert, als es beim eSport jemals der Fall sein werde. Darüber hinaus sei es nicht Aufgabe der Politik darüber zu entscheiden, ob der eSport als Sport anzuerkennen sei. Der Sport ist unabhängig und hat diese Entscheidung in seinen eigenen Institutionen zu treffen.
Die Abstimmung
Das Ergebnis fiel dementsprechend deutlich aus. Bei Zustimmung der Piraten, Enthaltung der FDP und Ablehnung der restlichen Fraktionen fand das Anliegen keinen Zuspruch.
Fazit von escene.de Chefredakteur Daniel ‚L-KiNG‘ Luther
Die Chance einer fortschrittlichen Debatte wurde verpasst. Viel Lärm um alte Argumente. Es wurde deutlich, dass das Thema eSport zwar langsam in der politischen Debatte Gehör findet, jedoch noch viel Unwissen vorhanden ist und sich das Plenum mehr mit politischem Geplänkel und Gepflogenheiten aufhielt, anstatt sich dem Thema zu widmen. Die Politik erkennt den wachsenden eSport-Markt an, jedoch blieb die erhoffte Signalwirkung aus. Ein Hoffnungsschimmer streifte am Ende dennoch am Horizont. Der Landessportbund NRW lädt in diesem Jahr zu einem Experten-Hearing und so kann die tiefgreifende Debatte dort nachgeholt werden. Das sich die Politik hinter den Verantwortlichen des DOSB versteckt und keine eigene Position beziehen will – ist kurzsichtig. Politik könnte die VISA-Problematik regeln, Anreize setzen und der Esport-Industrie unter die Arme greifen. Allein es fehlt der Wille.

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