Escene im Gespräch mit Markus ‚Whoopie‘ Berger von den Playing Ducks

07.07.2014 15:49

imageKurz vor dem dritten EPS-Cups haben wir uns Markus ‚Whoopie‘ Berger geschnappt und ihm einige Fragen zu seinem Team, der EPS und der Entwicklung der deutschen Counter-Strike-Szene gestellt. Er gibt uns einige interessante Einblicke in das Team der Playing Ducks und erklärt uns seine ganz persönliche Begründung zum schlechten Abschneiden der deutschen Szene im internationalen Vergleich.


» Man sollte dieses Spiel als Sport sehen und nicht nur als Nebeneinnahmequelle «


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escene.de: Gib unseren Lesern bitte einmal einen kurzen Einblick, wie so die Vorbereitung auf die EPS-Saison aussieht. Bereitet ihr euch im Voraus speziell und intensiv vor oder legt ihr eher den Fokus von Cup zu Cup? Wie sieht während der Saison das wöchentliche Pensum aus?

Markus ‚Whoopie‘ Berger: Erstmal hallo an alle Leser! Momentan sieht es eher so aus, dass wir uns aufeinander einspielen und „step-by-step“ immer weiter neue Taktiken hinzufügen.

Eine Spezielle Vorbereitung für die Cups gibt es nicht. Im Endeffekt besprechen wir einen festen GO und erst wenn dieser gut genug läuft, fügen wir einen neuen hinzu. Normalerweise macht man diese Art der Vorbereitung vor den EPS Cups, aber da es immer wieder zu wechseln kam, war es anders nicht möglich. Es ist einfach von Nachteil nicht so viel (Anm.: Taktiken) in der Hinterhand zu haben, aber es ist erstmal wichtiger, dass jeder Spieler mit dem anderen harmonieren kann, ohne wirklich große Probleme mit Absprache zu haben.

Wir hatten eigentlich gesagt dass wir vier Tage die Woche à fünf Stunden trainieren wollen, aber weil wir wegen den dauerhaften Wechseln immer von vorne anfangen müssen, liegt unser Pensum jetzt bei fünf Tage à fünf Stunden die Woche. Zusätzlich dazu eigene individuelle Vorbereitung für jeden Spieler außerhalb des Trainings, meist Aim-Training, sofern dieser die Zeit aufbringen kann. Aber das ist für alle kein Problem. Es macht einfach Spaß mit den Jungs.


imageAuf den ersten Blick liest sich das Lineup sehr interessant. Es ist ein gesunder Mix aus bekannten Spielern der deutschen Szene, aber schnell fallen eure zwei Dänen ins Auge. Kurz vor Beginn der EPS konntet ihr mit der Verpflichtung von coloN und crZy nochmals für Furore sorgen. Wie kam es zu dieser Konstellation? Gab es bereits vorher Kontakte zu den beiden?
Jonas [Anm.: Jny] und André [Anm.: Kirby] hatten noch aus alten CS 1.6 Zeiten Kontakt zu Sune [Anm.: crZy]. André hatte die letzte Summer Season in 1.6 mit ihm gewonnen und Jonas hatte damals als Ersatzspieler auch mit ihm in einem Team gespielt.

Jonas hatte ihn dann angesprochen als wir wiedereinmal Probleme mit unserem Lineup hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte auch Sune Probleme mit seinem Team bei ESC. Dänemark hat wohl genauso eine Wechselproblematik wie wir in Deutschland. Sune hat sofort zugesagt, ohne vorher jemals mit uns gespielt zu haben, weil er die Spieler aus CS 1.6 noch kannte und von mir ein paar gute Sachen gehört hatte. Schwupp! Lineup komplett. Konstellation passt. Sune übernimmt jetzt meine Rolle als Ingame-Leader (Anm. von Whoopie: Für die Streamer, ich will ja keine Namen nennen, *hust* Slivo. JA, ich war Ingame-Leader die letzten EPS Seasons! :D) und Morten [Anm.: coloN] die AWP, also genau das was uns fehlte. Jeder hat jetzt seine bestimmte Rolle und es läuft besser als vorher.


Gibt es Unterschiede im Spielstil zwischen Skandinavien und Deutschland? Zu Zeiten von CSS war das ja immer wieder zu beobachten. Und in welcher Sprache läuft die Kommunikation im Team ab? Können die beiden Deutsch, wenn ja wie gut?
Spielstil? Unterschiede? Hm. Man sieht dass viele Teams aus anderen Ländern einen anderen Stil haben. Die einen gehen aggressiver vor, die anderen arbeiten sehr viel mit Fakes und wieder andere mixen ihre Stile.

imageIch würde sagen, dass die Dänen einen sehr großen Wert auf 2-er Teams legen. Alles muss zu zweit gemacht werden, aber das hat denke ich eher was mit dem Spiel selbst zu tun. Man will zum Beispiel einen Spieler ausschalten und wenn man selbst stirbt muss der anderen den Re-Frag holen um es auszugleichen. Man kann aber sagen dass die Erfahrung, Absprache sowie das Verhalten bei einzelnen Situationen speziell Unterzahlsituationen ein höheres Level hat. Taktische Unterschiede bei den GO’s sehe ich da nicht, da sie vom Aufbau her gleich sind. Es ist eher Spielerabhängig. Morten (Anm.: coloN) ist, was seinen AWP Stil betrifft, sehr eigen und sehr erfahren. Er hat seinen Stil gefunden, aber das hat nichts mit der Herkunft zu tun, sondern mit ihm selbst. Durch seine lange CS-Laufbahn weiß er eben genau was er zu tun hat.

Jeder Spieler hat seinen eigenen Stil. Sehr viel kommt von alleine. Wenn man die Zeit nicht investieren kann seinen eigenen Stil zu entwickeln schaut man sich Spieleigenschaften bzw. Stile von Top Spielern ab. Ich finde je intelligenter und erfahrener der Spieler ist umso höher ist seine Eigenschaft bei kritischen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen.

Sune (Anm.: crZy) kann zu 90% Deutsch und Morten eher so…1%. (lach) Er kann zum Beispiel „Einer da“, „Einer hier“ oder „Ich lege“ sagen! (lach) Wir reden hauptsächlich Englisch. Natürlich spricht man hin und wieder Deutsch, wenn man zum Beispiel mit seinen Deutschen Kollegen einen Bereich einnimmt. Gleiches gilt für die Dänen in gemeinsamen Spielsituationen.


Seit Anfang des Jahres verfügen die Playing Ducks über ein eigenes Teamhaus mit Schlaf- und Trainingsmöglichkeiten. Seid ihr als Team bereits dort gewesen oder ist es durch die Entfernung der beiden Dänen eher schwer, im Lan zu trainieren?
Mit früheren Teams waren wir schon vor Ort, aber mit dem aktuellen Team noch nicht. Das komplette Lineup besteht ja auch erst seit kurzer Zeit. Natürlich sind lange Reisen eher nervig und Sune (Anm.: crZy) hat angemerkt, dass sich ein Bootcamp erst lohnt, wenn man eine Basis hat und eine gewisse Zeit zusammen gespielt hat. Hinfahren würden sie jedoch auf jeden Fall. Und vor größeren Events wird natürlich ein Bootcamp eingelegt.


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Kommen wir nun zur EPS. Nach einem sehr schwachen ersten EPS-Cup, bei dem ihr in der ersten Runde die Segel streichen musstet, konntet ihr euch im zweiten Cup bis ins Finale schießen und habt u.a. die Mannen von Berzerk aus dem Weg geräumt. Wie lässt sich dieser Sprung erklären? War die Enttäuschung nach dem ersten Cup so groß, dass es eine Trotzreaktion war? Oder habt ihr euch einfach intensiver auf den zweiten Cup vorbereitet?
Hm, also Morten hatte bis dato noch kein Trusted 3 und deshalb haben wir noch kurzfristig einen Ersatz geholt. diYAR hatte dann noch ausgeholfen. Vielen dank nochmal an dich!

Zusätzlich waren wir noch in der Testphase, wo nicht richtig klar war wer wo spielt. Bis vor dem zweiten Cup haben wir bestimmt zwei- oder dreimal unsere CT Aufstellung geändert und da wir sowieso nur eine Woche mit dem (ex-)Stamm gespielt hatten war das ein großes Durcheinander. Aber lustigerweise hat es auch jeder so akzeptiert und runtergeschluckt. Mir kam es so vor als hätten wir den ersten Cup sofort hinter uns gelassen und uns erstmal auf unser Spiel konzentriert. Eine spezielle Vorbereitung gab es nicht. Wir haben erstmal die Maps, die wir spielen wollten, vorbereitet. Standard-Sachen halt. Ein bis zwei GO’s und die CT-Aufstellung. Daraufhin haben wir kurzfristig Sonntags vor dem zweiten Cup mit Piotr (Anm.: Pod) gespielt, da Jonas verhindert war. Er hatte uns an dem Tag so überzeugt dass wir uns entschieden mit ihm weiterzuspielen und Jonas vorerst die Rolle als Ersatz übernehmen zu lassen.

Der zweite Cup war dann der zweite Tag mit dem kompletten Lineup. An dem Tag hat dann einfach die Tagesform von manchen Spielern gestimmt und die Kommunikation hat einfach gepasst. Manch gegnerisches Team hatten dann eventuell einen schlechten Tag, wer weiß, aber am ende lief es doch sehr zufriedenstellend für uns und wird hoffentlich noch besser! Höhen und Tiefen gibt es immer mal und sollten auch so akzeptiert werden. Die Konstanz kommt mit der Zeit. 😉

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Durch die 50 Punkte für den zweiten Platz addiert mit den 5 Punkten aus dem ersten Cup befindet ihr euch momentan auf einem guten vierten Platz, in unmittelbarer Reichweite zu MTW auf Platz 2. Lediglich mousesports zieht aktuell einsam seine Kreise. Natürlich sind erst zwei Cups gespielt und es sind noch viele Punkte zu vergeben. Seht ihr euch auch für die kommenden Cups konkurrenzfähig mit Teams wie Planetkey, MTW oder mousesports?

Wenn wir unser Spiel konstant halten können, unsere Tagesform nicht zu sehr schwankt und jeder alles gibt sehe ich da keine Probleme. Das Trainingspensum ist auch im Moment sehr hoch und dadurch kann man viel aufholen, um mit Teams mitzuhalten, die konstant mit dem gleichen Lineup spielen. Es gibt keine Pausen in dem Sport, wenn man einmal zu viel Zeit anderweitig investiert wird es kritisch mitzuhalten.

Für die deutsche Community ist auch immer interessant zu wissen, wie die Pläne über die EPS hinaus aussehen. Sind internationale Events geplant? Speziell für Spieler wie coloN und crZy die bereits auf internationaler Ebene im Lan gespielt haben sollte das doch sicherlich ein Anspruch sein, oder? Oder liegt der Fokus momentan ausschließlich auf der EPS?

Unser Fokus liegt nicht nur auf der EPS. Aktuell sind wir auch in der ESEA und in der Starladder vertreten. Sune wurde glaube ich sogar von einem LAN-Veranstalter angesprochen, der uns auf deren Event sehen will. Also es wird noch viel passieren.


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So kann man euch also nur viel Erfolg wünschen! Denn aus deutscher Sicht drängt sich zunehmend das Gefühl auf, dass es momentan sinnlos erscheint, über die internationale Bühne nachzudenken. Immer mehr zeigt sich ja, dass die deutschen CSGO-Teams im internationalen Vergleich kaum mithalten können.

Woran könnte die negative Entwicklung deiner Meinung nach liegen? Zur Zeit dominieren weitestgehend dieselben Teams und zudem zeigt sich, speziell zuletzt auf den ESEA Finals, dass die nordamerikanischen Teams immer weiter aufschließen. Und auch auf diesem Event sind keine deutschen Teams dabei, obwohl man zu Zeiten von CS 1.6 regelmäßig mit mehreren Teams bei Turnieren in Übersee vertreten war. Eine traurige Entwicklung!

Ist es in deinen Augen überhaupt realistisch, in naher Zukunft wieder ein deutsches Team auf den vorderen Plätzen der Major-Events zu sehen?

Das Traurige ist, dass es viele deutsche Spieler gibt, die das Zeug dazu haben, aber ihr Talent einfach nicht nutzen. Man sollte dieses Spiel als Sport sehen und nicht nur als Nebeneinnahmequelle um die nächste Party zu finanzieren. Man sollte auch mal Recherche betreiben und sich mehr mit dem Spiel beschäftigen. Zum Beispiel Demos von Topspielern anschauen, um daraus zu lernen. Man sollte dann auch WIRKLICH eine Demo konzentriert schauen und nicht nebenbei Pokémon spielen. (lach)

Zudem sollte man mal aufhören nur an Headshots für den nächsten Clip zu denken, sondern anfangen auch mal den Kopf zu nutzen und zur Not einfach mal für seine Mates zu sterben wenn es nötig ist. Auch wenn die Ausbeute am Ende eines Matches 0:0:17 ist…ÄH…STOP!…nein das ist jetzt zu krass…8:8:16 und nicht 25:5:4 Stats hat. (lach)

Wenn einer ein ACE macht mit fünf Headshots, sagt man Respekt. Kann der Spieler jedoch mit seinem Team-Mate nicht kommunizieren und wird daher rausgeworfen, heißt es in der Community dann „bester Spieler entfernt!?“. Ein Mix aus beidem ist selten und genau das ist was man braucht. Wenn unbekannte Spieler sich einfach mal in den Arsch beißen und sich hocharbeiten würden (wie man es früher auch gemacht hat), würden auch mehrer neue Spieler ans Licht kommen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, jedoch viel zu selten.

Auf jeden Fall sollte man nicht darauf warten bzw. hoffen von einem bekannten Spieler gepickt zu werden, wenn man mit ihm Match-Making spielt um getestet zu werden. Das kann man alles nebenbei. Jungs, entwickelt euch selbst weiter. Aller Anfang ist schwer, jedoch ist Beständigkeit das A und O in dem Spiel.

Ups…ein wenig weit ausgeholt. (lach) Kommen wir mal zurück auf die eigentliche Frage. Natürlich sind auch die ganzen Wechsel ein totales Chaos. Wenn ein Spieler mit dem anderen nicht klar kommt entsteht sofort eine Blockade im Kopf, die einem sagt „mit dem wird es nichts“ und dann ist es auch schon vorbei. Man muss die richtigen Leute finden und die Chemie muss einfach stimmen, damit es auch langfristig hält. Es gibt sicherlich schon Teams die sich gefunden haben, aber diese dürfen nicht auf der faulen Haut liegen. Es ist traurigerweise schwer ein Team auf den vorderen Plätzen der Major-Events zu sehen, da es arbeitstechnisch für die meisten nicht möglich ist so viel Zeit in das Spiel zu investieren bzw. die Zeit richtig nutzen zu können, wie viele internationale Top-Team es können.
Aber ich denke in Zukunft wird es bestimmt was werden. Naja, jeder hat da seine eigene Meinung. Das ist jedenfalls meine ganz persönliche.

Redaktion escene.de

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