E-Soccer – DFB-Richtlinie sorgt für Schlagzeilen

22.04.2018 13:41

Nachdem der DFB-Präsident Reinhard Grindel bereits Anfang März durch die Äußerung, esport sei „eine absolute Verarmung“, aufgefallen ist, machte der Deutsche Fußball-Bund jüngst mit einer neuen Pressemeldung auf sich aufmerksam: So akzeptiere man zwar FIFA und Pro Evolution Soccer unter der Kategorie „E-Soccer“, möchte sich aber von dem allgemeinen esport und den damit zusammenhängenden „Gewalt-, Kriegs- und Killerspielen“ abgrenzen – eine Unterteilung die erneut zeigt, welchen Abstand die Verantwortlichen zur eigentlichen Materie haben.

In der Pressemeldung des DFB heißt es, man habe sich mit regionalen Verbänden koordiniert und wäre zu der Entscheidung gekommen, die bereits erwähnte Unterteilung vorzunehmen. Ziel sollte es dabei vor allem sein, sich von den esport-Titeln zu distanzieren die nicht zu den Werten passen, die der DFB vermitteln will. Zu diesem Zweck sollen Vereine und Verbände zukünftig lediglich vom „E-Soccer“ sprechen.

Pressemeldung DFB

Der Deutsche Fußball-Bund hat sich gemeinsam mit seinen Regional- und Landesverbänden auf einen einheitlichen Umgang mit dem Thema E-Sport verständigt. Konsens besteht darin, dass die unter dem allgemeinen Begriff E-Sport praktizierten Gewalt-, Kriegs- und Killerspiele nicht zu den satzungsgemäßen Werten passen, die der DFB sowie seine Mitgliedsverbände Kindern und Jugendlichen vermitteln wollen. […] Um diese klare Abgrenzung und Ausrichtung auf die sportlich relevanten Computerspiele zu unterstreichen und missverständlichen Deutungen des Begriffs E-Sport vorzubeugen, sprechen die Fußballverbände in diesem Kontext von E-Soccer.

Gegenwind bekommt der DFB vom eSport-Bund Deutschland und dessen Präsidenten, Hans Jagnow. In einer von uns erhaltenen Mail spricht er sich zwar dafür aus, dass man die „Entscheidung des DFB, sich offener gegenüber E-Sport-Angeboten zu positionieren“ begrüßen würde, kritisiert aber gleichzeitig die Wortwahl im Zusammenhang mit dem allgemeinen esport. Es sei „sachlich nachvollziehbar, dass sich der DFB als Fußballverband vorrangig für Fußballsportsimulationen […] interessiert“, dabei aber „eine Abgrenzung zur gesamten E-Sport-Familie zu betreiben und dafür den längst vergessenen Begriff der ‚Killerspiele‘ aus der Mottenkiste der Geschichte zu holen“ würde dem aktuellen Stand des esport nicht gerecht, so Jagnow.

Kommentar seitens Hans Jagnow, Präsident des E-Sport-Bundes Deutschland

Die heutige Entscheidung des DFB, sich offener gegenüber E-Sport-Angeboten zu positionieren begrüßen wir – damit entstehen mehr Verbindlichkeit und mehr Gestaltungsmöglichkeit für die am eSport interessierten Fußballvereine.

Aber man muss auch klar sagen: eine Spaltung von E-Sport zu betreiben ist aus unserer Sicht nicht der richtige Weg. Es ist sachlich nachvollziehbar, dass sich der DFB als Fußballverband vorrangig für Fußballsportsimulationen als Ergänzung für das Angebot der von ihm vertretenen Vereine interessiert – das finden wir gut. Dazu aber eine Abgrenzung zur gesamten E-Sport-Familie zu betreiben, und dafür den längst vergessenen Begriff der ‚Killerspiele‘ aus der Mottenkiste der Geschichte zu holen, wird dem Stand der gesellschaftlichen Debatte um eSport nicht gerecht. Wir würden uns freuen, wenn hier keine neuen Sprachregelungen gesucht werden, sondern eine fachkundige und sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik stattfindet.

Eine allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz des esport, wie sie in anderen europäischen Ländern bereits existiert, scheint weiterhin unerreichbar. Eine Reaktion auf die Äußerungen Jagnows bleibt aktuell aus.

Kai Engelkes

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