In Dragon Age: Origins haben wir unzählige Stunden verbracht, Dragon Age 2 kam, wenn überhaupt, nur ansatzweise an den Vorgänger heran und war irgendwie auch ein anderes Spiel. Mit der Ankündigung von Dragon Age: Inquisition gelobte Bioware Besserung und wollte die Tugenden des Erstlings mit den Verbesserung aus dem zweiten Teil kombinieren. Was schließlich aus DA: Inquisition geworden ist, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Vier Jahre betrug die Entwicklungszeit von Dragon Age: Inquisition, in weniger als der Hälfte der Zeit wurde der Vorgänger Dragon Age 2 entwickelt. Große Vorfreude und hohe Erwartungen wurden seit der Ankündigung geschürt, allerdings stand auch weiterhin Skepsis aufgrund der Übernahme des Enwicklerstudios BioWare durch Publisher EA im Raum. Dragon Age: Inquisition trägt also eine große Bürde.
Dragon Age Keep
In Dragon Age: Inquisition ist es nicht möglich einen Speicherstand aus Dragon Age 2 zu importieren. Um trotzdem gewählte Entscheidungen in den dritten Teil mit einfließen lassen zu können, gibt es eine Art Browser-App namens Dragon Age Keep. In dieser können wir an einem Wandteppich alle Entscheidungen, die wir in Dragon Age: Origins und Dragon Age 2 getroffen haben, festlegen und in einem Profil abspeichern. Vorausgesetzt, man erinnert sich an die rühmlichen Taten. Danach kann man dann den „Spielstand“ problemlos in DA: Inquisition integrieren und mit seiner Wunschgeschichte ins Spiel starten.
Der Auserwählte… mal wieder
Hach, was war ich in einem Freudentaumel, als der Ladescreen von DA: Inquisition über meinen Bildschirm flatterte. Endlich kann man wieder in das Dragon Age-Universum abtauchen. Genau richtig zur kalten Jahreszeit. Mit einer heißen Tasse Tee startete ich also mein Abenteuer im Königreich Ferelden und Orlais.
Zu Beginn wird man inszenatorisch wie auch erzählerisch ins kalte Wasser geworfen. Das Spiel beginnt mitten in einer Konklave, in der der Konflikt zwischen Templern und Magiern geschlichtet werden soll. Dafür ist niemand Geringeres als die göttliche Justina V., das Kirchenoberhaupt im Dragon Age Universum, anwesend. Diese Konklave wird sogleich von mehreren heftigen, magischen Explosionen auseinander gerissen, am Himmel bilden sich Risse und spucken allerhand Dämonenbrut aus. Im Zentrum dieses Geschehens wird unser Charakter bewusstlos aufgefunden. An der linken Hand ein leuchtend grünes Mal, welches genauso aussieht wie angesprochene Risse im Himmel… Soweit die Ausgangslage.
Genretypisch wählen wir, bevor es richtig losgeht, eine Klasse und Rasse. Mensch, Elf, Zwerg und Qunari stehen als mögliches Volk bereit. Als Klassen werden die bekannten Arten Krieger, Schurke und Magier angeboten, welche aber alle noch mehrere Unterklassen besitzen. So kann der Krieger als Zweihandschwert schwingende, wandelnde Abrissbirne ausgerichtet werden oder wahlweise als klassischer Tank mit Schwert und Schild. Der Schurke hingegen hat die Wahl zwischen dem Fernkampf mit Pfeil und Bogen oder richtet im Nahkampf mit zwei Dolchen seine Gegner auf tückische Art und Weise hin.
Im Charaktereditor lässt sich schon locker die erste Stunde verbringen. Vom Wangenvolumen bis hin zur Ohrläppchendicke lässt sich alles an unserem zukünftigen Weltenretter beliebig einstellen. Wohlgemerkt aber nur im Gesicht, der Körper ist vordefiniert. Lediglich zwischen Männlein und Weiblein darf gewählt werden.
Keine Hektik
Während wir uns also immer noch fragen, was zur Hölle überhaupt los ist, werden wir schon zum Auserwählten erkoren. Das geht derart schnell, dass uns nicht mal Zeit gelassen wird, uns an unseren Charakter zu gewöhnen. Die oft verwurstete Grundstory wird zwar dadurch aufgewertet, dass wir dramaturgischer Mittelpunkt dieser Invasion sind, jedoch scheint das Drehbuch zu Beginn einen so knappen Zeitplan zu fahren, dass der Wandel der Inquisitorin Cassandra von misstrauisch zu vertrauensvoll gegenüber unseres Charakters in 30 Sekunden abgehandelt wird.
Glücklicherweise wird dieses unangenehm hektische Storytelling nicht weiter fortgeführt. Nichtsdestotrotz bieten andere BioWare-Titel wie Mass Effect eine rundere Spieleinführung und geben damit auch mehr Zeit, uns mit dem Hauptcharakter zu identifizieren.
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Dragons Creed oder Assassin’s Age
Nachdem die Einführung abgehandelt wurde, finden wir uns im Dorf Haven wieder. Unser Ziel: Herauszufinden, was es mit den mysteriösen Rissen am Himmel auf sich hat und warum wir diese mit unserem grünen Mal in der Hand schließen können. Zu diesem Zweck wird uns als Auserwählter die Pflicht auferlegt, die Inquisition neu aufzubauen.
Haven ist zu Beginn unser Ausgangsort, von dem aus wir am Kartentisch (dazu später mehr) neue Quests annehmen oder uns mit unseren Verbündeten unterhalten. Die Spielwelt ist aufgeteilt in das aus DA: Origins bekannte Ferelden im Osten und das Kaiserreich Orlais im Westen. Jedes dieser Reiche ist nochmal unterteilt in zehn verschiedene Untergebiete. Wer nun größentechnisch an ein Questgebiet aus Dragon Age 2 denkt, liegt zum Glück weit daneben. Die abwechslungsreich gestalteten Gegenden sind wahrhaft weitläufig. Allein im ersten Gebiet, das grüne und dicht bewaldete Hinterland, hab ich im Test die ersten fünf Stunden verbracht. Kein Vergleich zu den schlauchförmigen Pfaden eines Dragon Age 2.
Zudem ist jedes dieser Gebiete bis zum Rand vollgepackt mit Aufgaben, mehrstufigen Questreihen und Erkundungstrips, die allesamt Erfahrungspunkte und Items als Belohnung bieten. Zur Erkundung können wir beispielsweise mehrere Lager einnehmen, die auf der Karte verzeichnet sind. Sobald ein Stützpunkt errichtet wurde, kann bequem zwischen diesen Punkten per Schnellreisesystem hin und her gesprungen werden. Des Weiteren sind in jedem Gebiet mehrere Risse vorhanden, die wir mit unserem grünen Händchen schließen können. Alle anderen Quests müssen von Hand entdeckt werden. Aber das gestaltet sich nicht allzu schwierig, da wir nahezu auf Schritt und Tritt mit Ausrufezeichen und anderen Kartenmarkierungen auf interessante Ort hingewiesen werden. Neben den angesprochenen Belohnung in Form von Erfahrungspunkten und Items erhalten wir für gelöste Aufgaben Macht- und Inquisitionspunkte. Dazu ebenfalls später mehr.
Klappen wir also nach ein paar Minuten in einem neuen Gebiet die Karte auf, werden wir fast erschlagen von Symbolen und Markierungen. Hier hat sich DA: Inquisition eindeutig an Assassin’s Creed ein Beispiel genommen. Das hat nicht nur Vorteile. Zwar ist es toll, in einer Zeit, wo Spielinhalte für Echtgeld verkauft werden, noch so eine Fülle präsentiert zu bekommen, andererseits leidet die einst so berühmte Questqualität BioWares unter dieser massiven Größe. Die meisten Nebenquest spielen sich leider zu statisch, als dass sie mit der gewohnten Qualität aus Mass Effect oder DA: Origins mithalten könnten. Das liegt zum einen am Ablauf der Gespräche, welche meist immer nur aus einer Perspektive zu sehen sind, als auch an der Qualität der Sprecher der Nebencharaktere sowie den Aufgaben an sich. Das Sammeln von 22 Mosaikteilchen fordert nicht wirklich den Entdecker in uns, sondern stichelt mehr gegen den persönlichen Vollständigkeitszwang.
Trotzdem reizt es ungemein die teils riesigen Landschaften aufzudecken. Immer wieder stellt sich der „Skyrim-Effekt“ ein, wenn wir auf dem Weg zu einer Quest noch zwei Neue entdecken. Neben den häufig belanglosen Nebenquests gesellen sich hin und wieder einige Perlen. Zum Beispiel betreten wir in einer Questreihe eine Höhle, in der die Zeit während eines Kampfes zwischen Magiern und Dämonen eingefroren wurde. Das sieht nicht nur cool aus, sondern zieht uns auch weiter in die Geschichten im Dragon Age Universum hinein.
Das Kämpfen ist des Müllers Lust
Logisch, dass in einer derart großen Spielwelt auch das das Kämpfen im Fokus steht. Die von vielen geliebte Taktikansicht musste dem actionorientierten Kampfsystem von Dragon Age 2 weichen und BioWare erntete dadurch massive Kritik. In Dragon Age: Inquisition ist diese Taktikansicht wieder verfügar – wenn auch nicht so perfekt wie in Origins.
Die Grundmechanismen des Kampfes lernen wir sehr schnell. Serien-Liebhaber werden allerdings die Augenbraue heben, wenn sie zum ersten Mal merken, dass die Standard-Angriffe nach einem Klick auf die linke Maustaste nicht automatisch fortgeführt werden. Stattdessen malträtiert man die Angriffstaste durchgehend, wenn sich unsere Spezialfähigkeiten auf Cooldown befinden. Das mag nicht jeden stören, doch fühlt es sich gerade, wenn man einen Nahkämpfer spielt, sehr befremdlich an.
Doch daran gewöhnt man sich schnell und dank der knalligen und effektreichen Spezialfähigkeiten machen die Auseinandersetzungen sehr viel Spaß. Kritisch wirds allerdings, wenn wir in die Taktikansicht wechseln. In Dragon Age: Origins bot sie taktischen Tiefgang und avancierte zu einem Merkmal der Serie. Im zweiten Teil wurde sie zugunsten eines auf Action ausgelegten Kampfsystems komplett gestrichen. Nun feiert sie ihr Comeback – gewissenermaßen. Denn in der Praxis erfüllt die Taktikkamera die Erwartungen nur bedingt. Das beginnt schon mit der Übersicht. Scrollen wir mit dem Mausrad so weit raus wie es geht, springt die Kamera in den Taktikmodus. In Origins hatten wir Überblick über einen sehr großen Teil des Schlachtfeldes, in Inquisition ist das jedoch nicht so. Der Bildschirmauschnitt ist leider viel zu klein geraten, um unsere Charaktere angemessen bedienen zu können. Apropos Bedienung – die Steuerung in der Ansicht gestaltet sich äußerst verkrampft. So ist es zum Beispiel nicht möglich, die Perpektive zu verschieben wenn wir mit der Maus den Bildrand erreichen, sondern müssen die Kamera umständlich über die WASD-Tasten steuern. Zudem springt die Kamera jedes Mal zu einem Charakter, wenn wir diesen über die Gruppenansicht anwählen. Das führt dann dazu, dass das Taktieren in eine fummelige Cursorschieberei ausartet. Des Weiteren ist diese Ansicht nur in offenen Realen zu empfehlen. Bei Kämpfen in Höhlen oder Kerkern sorgen die niedrigen Decken dafür, dass die Kamera an eben diesen hängen bleibt. Hier sollte BioWare via Patch unbedingt nochmal nachbessern.
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Im Test benötigten wir die Taktikkamera aber äußerst selten. Viele Begegnungen fallen zu einfach aus, als das sich umständliche Bedienung lohnen würde. Zudem agieren unserer KI-Begleiter meist recht geschickt und verwenden Fähigkeiten und Tränke sinnvoll nach eigenem Ermessen. Ist es trotzdem mal brenzlig geworden, reichte auch die Pause-Taste aus, um unseren Kameraden benötigte Befehle zu erteilen.
Insgesamt spielen sich die Kämpfe deutlich actionorientierter als in Origins, machen eine lange Zeit Spaß, verkommen aber irgendwann zur Routine. Boss-Dämonen und die Kämpfe gegen die beeindruckenden Drachen fordern dann aber wieder zur Überlegung taktischer Finesse auf. Hier sollte man die verfügbaren Fähigkeiten schadenssteigernd kombinieren und darauf achten, wo unsere Leute stehen. Auch gibt es wieder das bekannte Micromanagement unserer Figuren. Im Charaktermenü lassen sich bekannte „Wenn-Dann“-Reaktionen einstellen. Wann soll Dorian einen Heiltrank einwerfen? In welchen Situationen soll welche Fähigkeit mit welcher Priorität eingesetzt werden? All das kann man problemlos und ohne Mathematik-Studium einstellen.
Skill mich!
Leider birgt Dragon Age: Inquisition nicht die Rückkehr vieler klassischer Rollenspieltalente. Fähigkeiten wie Schlösserknacken kann jeder Schurke, während Dinge wie „Überreden“ komplett wegfallen. Die Dialogoptionen hängen einzig von der gespielten Klasse, Rasse und unseren Begleitern ab.
Die spielerische Vereinfachung spiegelt sich auch im Skillsystem wieder. Wieder gibt es gradlinige Skilltrees, in denen wir bei Stufenaufstieg Punkte investieren können und so unseren Charakter mit neuen Fertigkeiten und passiven Boni ausrüsten. Was allerdings sauer aufstößt ist die Tatsache, dass wir nun selbst keine Attributs-Punkte mehr verteilen dürfen. Stärke, Geschicklichkeit und Willenskraft existieren nur in Form von Boni auf Ausrüstungsteilen.
Dafür verfügt aber jede Klasse über einen mächtigen Superangriff, Fokus genannt. Im Kampf müssen wir dann zunächst Fokuspunkte sammeln, bis wir diesen nutzen können. Die Spezialangriffe sind wuchtig inszeniert und bringen bei harten Kämpfen häufig den zum Sieg verhelfenden Vorteil. So hat unser Hauptcharakter zum Beispiel die Fähigkeit „Mal des Risses“ und ist damit im Stande, alle Feinde auf dem Schlachtfeld augenblicklich zu töten. Magier Dorian hingegen kann mit „Hast“ ein Zeitvakuum erschaffen, in dem sich alle Feinde nur noch in Zeitlupe bewegen, während unsere Gruppe in normalem Tempo weiter meucheln kann. Diese Fähigkeiten schaltet man ab Stufe 10 frei und bekommt daraufhin einen fünften, spezialisierten Talentbaum spendiert
Leider sind die Fokus-Fähigkeiten die einzig innovativen Skills die es gibt. Alle anderen Talentbäume bieten nur Standardkost wie Feuerbälle und Frostboden vom Magier, sowie Wirbelwind-Attacken vom Krieger. Selbst Heilzauber fehlen in DA: Inquisition komplett. Die wurden ersatzlos gestrichen, stattdessen dienen nun Block- und Schildzauber zum Schutz der Gruppe. Erst wenn ein Schild oder Block weggeprügelt wurde, verlieren die Angegriffenen Lebenspunkte. Um unser Leben im Kampf wieder aufzufüllen, gibt es limitierte Heiltränke. Diese sind Anfangs auf acht Stück für die gesamte Gruppe begrenzt, lassen sich aber via Inquisitionsboni auf 12 steigern. Immerhin ist hier auch ein weiterer Taktikkniff versteckt, denn wenn wir mit den Heiltränken nicht umsichtig haushalten, stehen wir schnell in brenzligen Situationen ohne sie da.
Landkartenmaler
Die erwähnten Inquisitionsboni erhalten wir, ähnlich den Machtpunkten, für erledigte Aufgaben und Quests. Einlösen kann man diese dann am Kartentisch. Das ist unser Hauptanlaufpunkt, Anfangs in Haven, später in der Himmelsfeste, um neue Gebiete freizuschalten und Quests zu erhalten. Über die verdienten Machtpunkte schalten wir dann Aufträge frei und können einen unserer Inquisitionsberater auf diese Missionen schicken. Templer Cullen bevorzugt die kriegerische Methode, Schurkin Leliana setzt auf Heimlichtuerei und Diplomatin Josphine will alles in Grund und Boden sabbeln.
Diese Aufgaben sind ein schöner Pluspunkt und geben dem Spieler das Gefühl, tatsächlich eine Inquisition anzuführen. Zudem werden die Aufgaben in Echtzeit erledigt und dauern zwischen 10 Minuten und 2 Stunden. Allerdings belaufen sich die Belohnungen nur auf Gold und/oder Items.
Wollen wir mit den Hauptmissionen weitermachen, tun wir dies auch vom Kartentisch aus. Jedoch benötigen wir dafür auch meist eine gewisse Zahl von Machtpunkten. Zwar hat man davon meistens mehr als genug, wenn jemand jedoch von Hauptquest zu Hauptquest spielen möchte, bremst das künstlich den Spielfluss und zwingt einen dazu, die Nebenaufgaben zu erledigen. Im Test kam es jedoch nie zu einer Verlangsamung durch fehlende Machtpunkte.
Die fantastischen Vier
Wie in den Vorgängern befehligen wir Gruppe aus vier Mitgliedern, inklusive unseres Hauptcharakters. Unsere Begleiter stellen sich aus verschiedenen Charakteren zusammen, die mal automatisch, mal durch Quests sich unserer Sache anschließen wollen.
Leider erreichen diese ebenfalls nicht die Qualitäten von DA: Origins. Zumindest nicht alle. Varric (bekannt aus Dragon Age 2), Sera und Dorian sind zum Beispiel komplett unterschiedliche Individuen und geben dem Spieler das Gefühl, lebende und denkende Begleiter dabei zu haben. Was man von Vivienne und Solas leider nicht behaupten kann. Diese bleiben leider im gesamten Spielverlauf sehr blass und fast schon austauschbar.
Jeder dieser Begleiter hat auch wieder eigene Questreihen parat, die der Figur mehr Leben einhauchen sollen. Und auch das funktioniert bis auf wenige Ausnahmen nicht. Die Questreihen erledigte ich nur der Vollständigkeit halber und die Figur lässt mich emotional genauso kalt wie vorher. Zwar haben einige Begleiter ihre Momente – die durchgeknallte Schurkin Sera sowie der sich selbstverherrlichende Magier Dorian stechen aus der Masse heraus, jedoch kommt keiner der Figuren an die Verbundenheit ran, die wir für einige Charaktere aus Origins empfanden. Wo bleibt der Wortwitz eines Alistairs? Wo ist die Vielschichtigkeit einer Morrigan? Alle, die sich an den Gesang von Leliliana am Lagerfeuer in Origins erinnern, wissen was ich meine.
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Nichtsdestotrotz macht es Spaß, mit seinen Kumpanen durch die riesige Spielwelt zu ziehen. Und klar lernen wir die Charaktere besser kennen, das bleibt bei der hohen Spielzeit gar nicht aus, jedoch fehlt das gewisse Etwas, die kleine Portion Genialität, die uns im Erstling so begeistert hat.
Dann mach ichs mir halt selbst
Ein nicht zu verachtender Teil eines Rollenspiels sind immer die Items. Durch sie verbessern wir unseren Helden maßgeblich und steigern die Schadenszahlen. Auch in Dragon Age: Inquisition finden wir wieder allerhand Gegenstände, die wir wahlweise ausrüsten, zerstören, verkaufen oder verbessern können. Während der Nebenaufgaben finden wir allerdings nur bedingt brauchbare Heldenausrüstung, wirklich verstärkende Weichklopfer und Rüstungen bekommen wir bei den Bosskämpfen.
Benötigen wir neue Ausrüstung oder andere Waffen, bauen wir uns diese kurzerhand einfach selber zusammen. In der Spielwelt verstreut finden wir Pläne und können folglich mit den passenden Ressourcen unsere Kluft selber zusammenschustern. Zudem können wir unsere Ausrüstung verbessern, indem wir beispielsweise unseren Zauberstab mit einem speziellen Griff oder das Schwert mit einer verstärkenden Klinge ausrüsten.
Das Craftingsystem ist simpel, fügt sich aber nahtlos ins Spiel ein. Dadurch, dass unser Charakter alles kann, von Bergbau bis hin zur Kräuterkunde, wird auch keine Zeit damit verschwendet, dröge bestimmte Berufe zu leveln, um endlich den gewünschten Trank brauen zu können. Dass allerdings Stiefel und Handschuhe keine separate Ausrüstungsteile mehr sind, ist mehr als fragwürdig. Diese gibt es jetzt nur noch als Upgrades und können an Rüstungen drangeschraubt werden, sofern diese dafür einen Slot besitzen. Die Vereinfachung des Chraktermanagements dient wie viele andere Details in DA: Inquisition, der leidigenden Vereinfachung des Spiels zugunsten der Kompatibiliät mit dem Massenmarkt und hat zur Folge, dass besagte Upgrades hin und wieder vergessen werden.
Der Schuss ging also nach hinten los. Statt ein Rollenspiel auch für Gelegenheitsspieler zugänglicher zu machen, wurde es nur noch komplizierter.
Der wunderschöne Schein
Hinsichtlich Iszenierung und Präsentation gibt sich BioWare fast ohne jeden Makel. Dragon Age: Inquisition sieht einfach nur umwerfend aus. Die riesig ausfallenden Gebiete geizen nicht mit Abwechslungsreichtum und bieten mit sandig, trockenen Oasen, dunklen Sümpfen, grünen und dicht bewachsenen Wäldern und anderen Gestaltungsvarianten eine Spielwelt, die kaum Wünsche offen lässt. Die Gebiete wirken zudem alle lebendiger als die statischen Kulissen im Vorgänger. Grafisch mag man zur Zeit neben Assassin’s Creed Unity und The Vanishing of Ethan Carter nichts Vergleichbares finden.
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Dennoch macht das offensichtliche Vorbild Skyrim in Punkto Dynamik eine bessere Figur. Es fehlt bei DA: Inquisition nämlich noch an einigen Enden. Dafür passiert einfach zu wenig. Abseit der Storyaufgaben entwickelt sich weder unser Held, noch unsere Spielwelt weiter. Charakteristisch treten wir auf der Stelle. Und das führt dazu, dass wir aufgrund der vielen Nebenquests irgendwann die Hauptgeschichte aus den Augen verlieren, sollten wir uns nicht selbsständig dazu auffordern, mal wieder den nächsten Schritt in der Story zu gehen.
Fast könnte man DA: Inquisition in zwei Arten unterteilen. Wie die große Spielwelt, hat auch die Hauptquestreihe ihre Reize und Momente. Auch im dritten Teil wurde ich wieder durch einige empathische Momente gepackt und mitgerissen. Eine filmhafte Kameraführung und orchestraler Soundtrack sorgen für Spannung und Gänsehaut. Im Gegensatz dazu dümpeln wir zwischen den Hauptaufgaben ein wenig dahin. Klar, wir haben alle Hände voll zu tun, aber leider schwankt die Qualität der Nebenaufgaben so gewaltig, dass wir immer wieder aus dem eigentlich stimmigen Dragon Age-Universum herausgerissen werden. Es ist offensichtlich, wie BioWare versucht, beide Spieler-Lager fröhlich zu stimmen – die Gelegenheits- und Hardcore-Rollenspieler. Das zeigt allein die Karte, auf der alle Fundorte für Quests und Sammelaufgaben verzeichnet sind. So werden wir nicht zum Entdecken animiert, sondern laufen ledigliche Punkte ab, um die Gebiete zu vervollständigen. Eine Eigendynamik wird dabei nicht entwickelt. Zudem ist das eingebaute Sonar, das wir betätigen können, um aktivierbare Objekte in der Nähe anzeigen zu lassen, so ziemlich die beste Methode, um die Spielwelt trotz aller Bemühungen wieder unglaubwürdig wirken zu lassen.
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Hick-Hack im Gepäck
Laut Aussage von BioWare sollte der PC die Rolle als Führungsplattform innehaben. Das bedeutet, dass der PC die Plattform sein sollte, für die Dragon Age Inquisition optimiert werden würde. Leider merkt man davon nicht viel. Die schon erwähnte, fummelige Steuerung der Taktikansicht funktioniert auf den Konsolen um einiges besser. Zwar kann ich auch an den PC ein Pad anschließen, Sinn der Sache sollte das aber nicht sein.
Schlimmer wird es in den Menüs. Hier erwartet uns ein unübersichtliches Listen-Iventar, das ganz klar auf die Steuerung mit Gamepads ausgelegt ist. Ähnlich wie in Skyrim werden uns alle Items in einer Liste zum scrollen angezeigt. Wahlweise kann ich diese auch in Kategorien wie Waffen, Rüstungen oder Handwerksmaterialien anzeigen lassen. Die Steuerung und Verwaltung meiner Items und meiner Charaktere bleibt trotzdem mit Maus und Tastatur eine kleine Qual.
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Geschwisterstreit
Das kanadische Entwicklerstudio will die erzählerischen Tugenden in eine offene Welt transportieren und geht dafür manche Kompromisse ein. Dragon Age: Inquisition hat sich vom situativem Rollenspiel mit dramatischem Drehbuch entfernt. Die traditionellen Stärken wurden leider nicht weiter ausgebaut, manche Elemente wurden sogar verschlechtert – trotzdem bietet der Titel immer noch mehr als die aktuelle Konkurrenz. Es gibt soviel zu jagen, zu finden, zu basteln, abzubauen und zu lesen, dass man problemlos Monate damit beschäftigt ist. Nur leider hat das wenig bis keine Auswirkungen auf die Spieltwelt und uns. Hier wäre weniger definitv mehr gewesen.
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Dragon Age: Inquisition ist ohne jeden Zweifel ein gutes Spiel. Zur Zeit sogar das beste Offline-Rollenspiel, das zu haben ist. Es bügelt viele Schwächen des Vorgängers aus und verbessert an anderen Stellen das Spielerlebnis maßgeblich. Als Nachfolger eines der besten Rollenspiele aller Zeiten, Dragon Age: Origins, muss sich Inquisition natürlich viele Vergleich mit eben diesem gefallen lassen. Schlussendlich steht der dritte Teil aber nur im Schatten des Erstlings.
DA: Inquisition punktet mit einer riesigen Spielwelt und vielen Aufgaben. Die Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben und vermittelt eine in sich geschlossene und glaubwürdige Fantasy-Welt. In Redcliffe treffen wir sogar auf den jetzt jungen Mann Connor. Der Connor, der in Origins noch von einem Dämon besessen war und den wir in einer tollen Questreihe austreiben mussten. Solche Momente fördern das Gefühl einer zusammenhängenden Spielwelt.
Keine Frage, Draogn Age: Inquisition ist ein tolles Spiel. Es ist riesengroß, birgt eine ganze Flut an Abenteuern und weiß mit der Story und vielen Quests zu motivieren. Der Titel bietet ein tolles Spielerlebnis, aber eben kein so umwerfendes wie der Erstling der Serie. In Dragon Age: Orginis gab es noch bessere Geschichten, die Charaktere wuchsen mir ans Herz und es hatte ein echtes Charaktersystems, wie es sich für ein Rollenspiel gehört.
Dragon Age: Inquisition | |||||||||||||
Publisher: | EA Games | Releasetermin: | 20.11.2014 | Preis: | ca. 60€ | Plattform: | PC, PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360 | ||||||
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