TSM‘ Twistzz bricht Schule für CS:GO-Karriere ab

29.06.2016 09:53

imageRussel ‚Twistzz‘ Van Dulken war die Entdeckung der ECS-Finals. Die Kommentatoren und Analysten waren voll des Lobes und würdigten den reifen Spielstil des 16 Jahre jungen CS:GO-Profis. Doch wie reif und durchdacht ist es, im Alter von 16 Jahren, die Schule zu verlassen und sich seiner CS:GO-Karriere zu widmen? Die Entscheidung veröffentlichte er beiläufig während einer Streaming-Session und löste damit eine rege Diskussion über seine Entscheidung aus.

Die Meinungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Viele seiner Zuschauer äußerten bereits während des Streams ihr Unverständnis über die Entscheidung. Mit 16 Jahren eine solch wegweisende Entscheidung zu treffen und seine Zukunft an die Profikarriere zu koppeln, erschien der Mehrheit nicht sinnvoll. Im Anschluss daran entbrannte eine rege Diskussion auf Reddit. Auch hier ist das Meinungsbild deutlich. Die User zeigen wenig Verständnis für die Entscheidung. Die Hauptargumente sind jene, wonach die Highschool in Kanada als nicht sonderlich zeitintensiv betrachtet wird und sich der junge CS:GO-Profi der Möglichkeit beraubt – beide Aspekte miteinander zu verbinden. Als positives Beispiel wird Finn ‚Karrigan‘ Andersen aufgeführt. Jener hat, obwohl er als CS:GO-Profi aktiv war, einen Master erfolgreich abgeschlossen und gezeigt, dass CS:GO-Karriere und akademische Laufbahn kein Widerspruch sind.

Mein Kommentar:

Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Die Anforderungen des kanadischen Schulsystems und das Anforderungsprofil eines europäischen Studiums miteinander zu vergleichen, entbehrt jeder Grundlage. Auch die Einzelfälle sind zu beachten. Der Großteil der Meinungen wird gefällt, obwohl niemand die Voraussetzungen von Karrigan und van Dulken kennt. Der Arbeitsaufwand, um ein Ziel zu erreichen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Profisport und Schullaufbahn sind zeitraubend. Nicht ohne Grund gibt es in den professionalisierten Sportarten entsprechend angepasste Sportinternate. Dieser Aspekt wurde auch bei der Verpflichtung des LoL-Teams von S04 intensiv diskutiert. Das Management machte deutlich, dass der eSport hier erheblichen Entwicklungsbedarf hat. Schule und professionellen eSport in Einklang zu bringen ist aktuell schwierig. 

Aus diesen Gründen habe ich Verständnis für seine Entscheidung und dennoch denke ich, dass es zu kurzfristig gedacht ist. Ja, CS:GO entwickelt sich rasant. Ja, CS:GO ist lukrativ und er wird aktuell mehr Geld verdienen, als ich nach bevorstehender Beendigung meines Masters. Und dennoch ist Schule und Studium mehr, als nur die Vermittlung von Bildung. Der soziale Kontakt zu gleichaltrigen Bezugspersonen, die einen ähnlichen Alltag haben, der strukturierte Tagesablauf, der Disziplin vermittelt und einen auf das spätere Leben vorbereitet, sind Dinge, die ihn in seiner Entwicklung einschränken können, sofern er es nicht vermittelt bekommt.

Niemand kann in die Zukunft blicken. Niemand hätte die rasante Entwicklung von CS:GO in den letzten zwei Jahren erwartet, die so schnell kam und auch schnell wieder abflauen kann. Die Fälle Olofmeister und Guardian haben auch eine weitere Komponente in Erinnerung gerufen, die Gesundheit. Wer denkt schon mit 16 Jahren über seine Gesundheit nach? Twistz Wunschvorstellungen können in Erfüllung gehen, jedoch kann die Traumblase auch schnell platzen.

Ich maße mir kein Urteil an, weil ich ihn nicht persönlich kenne. Mein Eindruck ist, dass er für sein Alter einen reifen Eindruck macht und sich über die Risiken und Vorteile bewusst ist. Hätte ich die Entscheidung getroffen, wäre sie dennoch anders ausgefallen. 

Redaktion escene.de

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