Thomas Röttgermann: Wir hatten den E-Fußball schon etwas länger auf dem Schirm. Die Nähe zum realen Fußball wird immer größer, insbesondere die Taktik, die Übersicht und die Strategie betreffend. Außerdem spielt die Zielgruppe eine wichtige Rolle; für viele junge Menschen ist der Schritt zum E-Sport auch ein Schritt zum realen VfL auf dem Platz. Darüber hinaus werden wir anders wahrgenommen, weil wir den E-Fußball und unsere Gamer ernst nehmen. Der innovative VfL wird für diese hoch interessante Zielgruppe zum coolen Verein, die weit verbreiteten Vorurteile spielen hier überhaupt keine Rolle.
»Es wird definitiv kein Team bei uns geben, das eine andere Sportart als E-Fußball ausübt.«
Im Interview mit dem Kicker kündigte der VfL an, dass das Engagement im eSport ausgeweitet wird. Im Januar 2016 folgte eine Kooperation mit der Agentur STARK eSports, die Verpflichtung des Spielers David „DaveBtw“ Bytheway und die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen NeedforSeat. Sind noch weitere Entwicklungen im Bereich FIFA geplant oder ist das Versprechen damit eingelöst?
Mit Benedikt Saltzer und David Bytheway haben wir zwei sehr gute Spieler in unserem Team. Unser Ziel mit dem E-Sport ist die Verlinkung der Vermarktung zu unseren bisherigen Vertriebsaktivitäten. Wir können nun Unternehmen ansprechen, für die insbesondere die E-Fußball-Zielgruppe hochinteressant ist. Hier stehen weitere Abschlüsse an. Außerdem wird der E-Sport-Bereich auf der VfL-Homepage sukzessive ausgebaut.
Der eSport entwickelt sich rasant. Die natürliche Nähe zu dem eSport-Titel FIFA liegt auf der Hand. Warum beschränkt sich der VfL Wolfsburg auf diesen Bereich? Sind die Vorurteile und die Diskussionen um Killerspiele noch im Hinterkopf oder wird es zukünftig ein League of Legends oder CS:GO-Team geben, welches sich das Trikot des VfL Wolfsburg überstreift?
Der VfL Wolfsburg ist ein Fußball-Verein mit dem Motto „Fußball ist alles“. Es ist daher nur glaubwürdig für uns, wenn unser Engagement hier hinein passt. Es wird definitiv kein Team bei uns geben, das eine andere Sportart als E-Fußball ausübt.
Unter Fußballfans sind sie oft dem Vorwurf ausgesetzt, kein Traditionsverein zu sein. Im eSport können Sie dieses Attribut nun für sich reklamieren. Wie sehr verwundert es Sie, dass bisher noch kein weiterer Verein im eSport aktiv ist?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Wir jedenfalls sehen den Fußball ganzheitlich und wollen uns dort bewegen, wo Fußball jeder Spielart betrieben wird. Ganz im Sinne von „Fußball ist alles“. Wir sind ein junger Verein, trotzdem nicht ohne Tradition. Gleichwohl ist dies im Zusammenhang mit unserem Engagement hier ohne Bedeutung. Hier wollen wir first mover sein und als offener und innovativer Verein wahrgenommen werden.
»Die E-Fußball-Community hat keinerlei Nachhilfeunterricht nötig. Im Gegenteil, wir sind beeindruckt von der Dynamik, die wir dort feststellen.«
Begreifen Sie sich auf der Ebene auch als Entrepeneur und Entwicklungshelfer? Wenn ja, wie greifen Sie in die Strukturen ein und treiben diese voran?
Die E-Fußball-Community hat keinerlei Nachhilfeunterricht nötig. Im Gegenteil, wir sind beeindruckt von der Dynamik, die wir dort feststellen. Wir wollen unsere beiden E-Sportler Benedikt Saltzer und David Bytheway konsequent unterstützen und die beiden Welten aus realem und digitalem Fußball möglichst intelligent verlinken.
Wie bewerten Sie den eSport aus der Sicht eines Managers? Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Sie und welche Ideen können Sie für Ihre Arbeit mitnehmen? Beispielsweise in Bezug auf die Nähe der Spieler zu den Fans und den Aufbau der Social-Media Kanäle?
Beide Seiten, der reale und der digitale Fußball, können voneinander lernen und sich insbesondere ergänzen. Wie bereits erwähnt, haben wir uns dem Fußball ganzheitlich verschrieben. Der VfL Wolfsburg ist mehr als eine Ansammlung erfolgreicher Sportler und Sparten. Gewissermaßen sind wir eine Leistungssportler-Community mit den höchstmöglichen Ansprüchen. Aus diesem Grund möchten wir auch anders wahrgenommen werden: Als Verein, der immer vorne dabei ist, internationale Bedeutung hat und Titel gewinnt. Und dies über alle Mannschaften und Sparten hinweg.
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Zum Abschluss noch ein Fragespiel. Für wie wahrscheinlich halten Sie die folgenden Überschriften?
– 01.01.2019: Der VfL Wolfsburg eröffnet sein erstes eSport Leistungszentrum und bietet jungen Talenten eine professionelle Trainingsumgebung.
Da die Trainingsvoraussetzungen von E-Sportlern anders sind, ist die Wahrscheinlichkeit gering.
– 01.03.2020: Vor 28.000 euphorisierten Zuschauern gewinnt Benedikt ‚Salz0r‘ Saltzer die deutsche FIFA 2020 Meisterschaft.
Hier ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher. Benedikt ist ein Spitzenspieler. Wir tun alles, was wir können, um ihm zu helfen Titel zu gewinnen. Dies gilt natürlich im selben Maße für David.
– 02.05.2022: Klaus Allofs wird neuer Präsident der deutschen eSport-Liga.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser These tendiert gegen Null. Ich weiß sicher, dass die Lebensplanung von Klaus Allofs andere Schwerpunkte hat.
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