maRky: Wir konnten uns im Team auf keinen Spielstil einigen

03.05.2017 14:47

imageMarkus ‚maRky‘ Reitenbach, bekannt geworden durch sein Engagement bei DIVIZON, ist ein deutscher eSport-Spieler und Streamer. Nach dem Sieg der 99Damage Liga Saison 4, trennte sich der 21-Jährige von seiner Organisation. Kurze Zeit später wechselte er mit seinem Teamkollegen Thilo ’syken‘ Phan zu EURONICS Gaming. Nach einem sehr durchwachsenen Seasonbeginn, musste maRky platz für Marcus ‚J0hnny‘ Gabriel machen. Im Interview mit escene.de redet er über seine Erfahrung im deutschen eSport, über die Situation bei EURONICS Gaming und über seine Zukunft.


»Ich bin zuversichtlich, dass wir in Zukunft öfter deutsche Teams auf internationaler Bühne sehen.«



escene.de: Vor allem in der deutschen Community wird die deutsche CS:GO-Szene stark belächelt. Kaum Ausdauer, kaum Leistung und keine Erfolge. Wie stehst du zu dieser Einstellung?
Ich finde, durch den Shuffle am Anfang der Season sind sehr viele gute aufstrebende Teams entstanden, die allerdings noch ein wenig Zeit brauchen. Jedes Team muss erstmal seinen Spielstil finden und die Taktiken ausarbeiten. Das braucht Zeit. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Zukunft öfter deutsche Teams auf internationaler Bühne sehen werden.

Die weltweite eSport-Szene ist vielen auch trotz des stetigen Wachstums weiterhin fremd. Was fehlt deiner Meinung nach für einen dauerhaften Durchbruch in die Mainstream-Medien?
Das Problem dabei ist, dass hauptsächlich die jüngere Generation vom eSport betroffen ist und die ältere Generation das Computer spielen immer noch als Hobby ansehen und sich nicht bewusst sind, wie groß der eSport eigentlich ist. Zum Teil fehlt auch die Akzeptanz von den Medien und Politikern für den eSport, besonders in Deutschland.
In Dänemark befassen sich ja sogar Politiker mit dem Thema und laden vereinzelnd Teams wie Astralis ein, die dann wie Stars in den Medien gefeiert werden. Wenn man sowas überall umsetzen könnte, würde auch die ältere Generation davon Wind bekommen und sich auch dafür begeistern.


»Ich bin bereit, mein ganzes Leben in dieses Spiel zu investieren.«


Kurz nachdem bekannt gegeben wurde, dass du deinen Platz im aktiven Lineup von EURONICS Gaming an Marcus ‚J0hnny‘ Gabriel abgeben wirst, brodelte bereits die Gerüchteküche. Was war neben dem fehlenden Erfolg der Grund für diese Entscheidung?
Wir konnten uns im Team auf keinen Spielstil einigen, mit dem jeder sich zu 100% identifizieren konnte. Dies hatte zur Folge, dass wir immer mal wieder Diskussionen darüber führten. Neben dem Mangel an Erfolg war das dann einer der Gründe, wieso es mit dem Team nicht mehr weiter ging.

Könntest du dir, vor allem im Hinblick auf deinen Rauswurf aus dem aktiven Lineup von ESG vorstellen, zukünftig ins Ausland zu wechseln oder bei einer internationalen Organisation zu spielen?
Ich bin bereit, mein ganzes Leben in dieses Spiel zu investieren. Dabei hätte ich auch keine Probleme, ins Ausland zu ziehen und Englisch zu sprechen. Ich bevorzuge aber deutsche Teams, weil ich der Meinung bin, dass diese mit dem richtigen Lineup und dem richtigen Mindset sehr viel erreichen können.

Deine aktuelle Situation ist sicherlich alles andere als zufriedenstellend. Welche Pläne hast du für deine Zukunft? Bist du bereits auf der Suche nach einer neuen Organisation?
Ich möchte wieder in einem Team spielen, das hohe Ziele an sich steckt und bereit ist, alles dafür zu tun. Bestmöglich wäre es, in einem Teamhaus zu leben, wie BIG es momentan macht. Das ist aber unrealistisch, dennoch mein Wunsch.
Aktiv auf der Suche nach einer neuen Organisation bin ich nicht. Ich möchte erstmal meinen Vertrag bei ESG erfüllen, bevor ich aktiv nach was neuem Suche. Ich hab aber schon das ein oder andere attraktive Angebot erhalten und schaue nach der Season, was ich machen werde.


»Mir war aber nicht ersichtlich, wieso man an einem Spielstil festhält, der nicht funktioniert hatte.«


Robin ‚ScrunK‘ Röpke traf im Interview mit 99Damage unter anderem die Aussage, dass deine persönliche Einstellung zum Spiel und zum Rest des Teams einer der Gründe für den Wechsel sei und dass du von Zeit zu Zeit ein eher unreifes Verhalten an den Tag gelegt hast. Was sagst du zu diesen Vorwürfen?
Wie schon bereits erwähnt, hatten wir im Team öfter mal Diskussionen über unseren Spielstil. Ich hatte, nachdem wir miserable Ergebnisse eingefahren hatten, angesprochen, dass wir mit diesem Spielstil nicht weiter spielen können. Besonders, weil ich mich absolut nicht damit identifizieren konnte und nicht selbstbewusst damit war. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber schon mitten in der Season und ein Wechsel des Spielstils würde bedeuten, dass man die Taktiken anpasst. Das wäre sehr riskant gewesen. Wir hatten testweise versucht, unser Spiel ein wenig zu ändern. Das wurde aber schnell wieder rückgängig gemacht, obwohl es gut funktioniert hatte. Dementsprechend war ich nicht glücklich darüber und es entstanden Diskussionen, die sogenannt „unreif“ waren. Mir war aber nicht ersichtlich, wieso man an einem Spielstil festhält, der zum einen nicht funktioniert hatte und zum anderen von Schlüsselspielern im Team kritisiert wurde. Man kann jetzt darüber streiten, was unreif war und was nicht. Im Endeffekt zählt der Erfolg und den hatten wir nicht.

Im Anschluss dazu, findest du es nötig etwas an dir zu ändern und wenn, wo siehst du bei dir persönlich Möglichkeiten, etwas zu ändern, um die Zusammenarbeit mit deinem nächsten Team zu verbessern?
Ich denke das Problem war meine Unerfahrenheit. Bei DIVIZON war es so, dass ich aktiv an den Taktiken gearbeitet und sie erstellt habe. Somit war ich von Anfang an mit der Spielweise die wir hatten, glücklich. Unter ScrunK war dies aber gar nicht der Fall. Ich hatte keinen Einfluss beim Erstellen der Taktiken, da ScrunK sie erstellt hat und dementsprechend auch den Spielstil bestimmt hat. Der war ein komplett anderer als bei DIVIZON.

Kannst du genauer darauf eingehen, warum du weiterhin als sechster Spieler in der Organisation geblieben bist?
Ich wollte einfach weiterhin meinen Vertrag bis Vertragsende erfüllen. Mehr ist dabei eigentlich nicht.

Nach eurem gemeinsamen Aus bei DIVIZON wolltest du weiterhin mit Thilo ‚syken‘ Phan spielen. Wirst du weiter an diesem Gedanken festhalten, oder wirst du in Zukunft alleine deinen Weg bestreiten?
Je nachdem, ob es möglich ist, will ich immer mit ihm in einem Team spielen. Er ist ein sehr guter Freund von mir und in CS:GO ein krasser Spieler. Also wenn die Möglichkeit besteht und er Bock drauf hat, wieso nicht?

Redaktion escene.de

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