Die Geschichte von Astralis – Aus Dänemark an die Weltspitze

22.06.2021 12:48

Astralis gilt unbestritten als eines der besten CS:GO-Teams aller Zeiten und stellt seit diesem Jahr auch Teams in League of Legends und EA SPORTS FIFA. Die dänische Organisation konnte sich in weniger als fünf Jahren in der Weltspitze festsetzen und ist mittlerweile weit mehr als nur ein Counter-Strike-Team. Durch finanzkräftige Investoren, Partnerschaften mit Unternehmen wie Jack & Jones, UNIBET und Audi und der Unterstützung durch die dänische Politik, wurde aus Astralis innerhalb kürzester Zeit eine Weltmarke im E-Sports.

Die Gründung von Astralis

Astralis wurde im Januar 2016 gegründet und gehörte damals zu dem von Nikolaj Nyholm and Jakob Lund Kristensen geführten Unternehmen RFRSH Entertainment. Eine entscheidende Rolle bei der Gründung spielte auch Frederik Byskov, der damalige Agent und Berater der ursprünglichen Astralis CS:GO-Spieler rund um Finn ‚karrigan‘ Andersen. Byskov, der zuvor mit den Spielern bei Team SoloMid war und die Rolle des Team-Managers einnahm, kümmerte sich nach seinem Ausscheiden bei TSM weiter um die Interessen der fünf CS:GO-Spieler, und fädelte auch den Wechsel zu Astralis ein.

Der Name Astralis war aber bereits vor 2016 im E-Sports vertreten. Von 2004 bis 2009 gab es ein durchaus erfolgreiches finnisches CS:GO-Team unter eben diesem Namen. RFRSH Entertainment erwarb vor der Gründung von Astralis die Rechte an dem Namen.

Astralis-Fan mit Schal bei einem E-Sports Event
Besonders in Dänemark erfreut sich Astralis über eine Vielzahl an Fans

Das erste CS:GO-Team von Astralis rund um karrigan

Das erste CS:GO-Team nach der Gründung von Astralis bestand aus Finn ‚karrigan‘ Andersen, Nicolaj ‘device’ Reedtz, Peter ‘dupreeh’ Rasmussen, Andreas ‘Xyp9x’ Højsleth, Rene ‘cajunb’ Borg und dem CS 1.6-Veteranen Danny ‘zonic’ Sørensen, der das Team als Coach bis heute betreut.

Das dänische Team hatte im Dezember 2015 seine bisherige Organisation Team SoloMid verlassen und war seitdem unter dem Namen Team Questionmark aktiv, bis man zu Astralis wurde.

Spieler werden zu Teilhabern von Astralis und bekommen $9.000 Gehalt pro Monat

Nachdem klar wurde, dass das ehemalige Team SoloMid auf dem Markt ist und sich auf der Suche nach einer neuen Organisation befindet, kamen reihenweise Gerüchte auf, die das dänische CS:GO-Team unter anderem mit opTic Gaming und Team Secret in Verbindung brachten.

Viele der Angebote waren finanziell auf kurzfristiger Sicht offenbar sogar attraktiver als das Angebot von Astralis, was die Dänen rund um Finn ‚krrigan‘ Andersen später annehmen sollten. Doch Astralis überzeugte die Spieler neben einem Gehalt von $9.000 pro Monat mit einer Teilhaberschaft an Astralis. Diese Teilhaberschaft ermöglichte es den Spielern, am Erfolg der Organisation, zu dem sie als Spieler maßgeblich beitragen konnten, mitzuverdienen. Der innovative Schritt, Spieler bei der Gründung einer neuen Organisation einzubeziehen und diese am Unternehmen zu beteiligen, fand auch bei der Gründung des BIG Clans und bei GODSENT Anwendung.

Astralis CS:GO Teamfoto mit dev1ce, Xyp9x, gla1ve, zonic, dupreeh und Magisk
Das wohl beste CS:GO-Team der Geschichte: dev1ce, Xyp9x, gla1ve, zonic (Coach), dupreeh und Magisk (von links nach rechts)

gla1ve, Kjaerbye und Magisk: Die Lineupwechsel von Astralis

Bereits 2016, im ersten Jahr des Bestehens von Astralis, kam es zu zwei Wechseln im CS:GO-Lineup. Im Mai 2016 bestätigten sich die Gerüchte rund um René ‘cajunb’ Borg, der das dänische Erfolgsteam verlassen musste und durch den zuvor für Team Dignitas aktiven Markus ‚Kjaerbye‘ Kjærbye ersetzt wurde.

Auch auf der Position des Ingame-Leaders nahm Astralis noch im selben Jahr eine personelle Veränderung vor. Auch hier bestätigten sich die Gerüchte um einen Abschied von Finn ‚karrigan‘ Andersen, der durch Lukas ‘gla1ve’ Rossander als IGL von Astralis ersetzt wurde.

Im Februar 2018 folgte dann ein Wechsel auf der Position des Riflers. Kjaerbye, der seine Zukunft beim größten Konkurrenten von Astralis in Dänemark, dem vom Fußballverein FC Kopenhagen gegründeten Team North, gesehen hat, verließ das Team wieder und wurde kurzfristig durch Emil ‚Magisk‘ Reif ersetzt.

Ersatzspieler im E-Sports: Astralis setzt auf ein 7-Mann-Roster

Was im traditionellen Sport gang und gäbe ist, hat sich im E-Sports bislang noch nicht vollends durchgesetzt: Lineup-Rotationen und Ersatzspieler. 2020 gab Astralis jedoch bekannt, seinen Spielern mehr Auszeiten geben zu wollen und fortan auf gleich mehrere Ersatzspieler zu setzen. So verpflichtete man nach und nach mit Jakob ‚JUGi‘ Hansen, Patrick ‚es3tag‘ Hansen und Lucas ‚Bubzkji‘ Andersen gleich drei neue Spieler.

es3tag wird von zonic als neuer Spieler bei Astralis vorgestellt
es3tag wird von zonic als neuer Spieler bei Astralis vorgestellt

Auch wenn von diesen drei Spielern nur Bubzkji bis heute bei der dänischen Organisation verblieben ist und die anderen beiden Spieler relativ schnell wieder abgegeben wurden, scheint sich der Trend, Spieler bei Bedarf von Spiel zu Spiel auszutauschen und Ersatzspieler zu verpflichten, durchsetzen zu können. Zuletzt holte das französische Team Vitality mit Nabil ‚Nivera‘ Benrlitom einen sechsten Spieler für ihr Lineup.

Astralis wird viermaliger Major-Sieger und zum wohl besten CS:GO-Team aller Zeiten

Mit den Siegen beim ELEAGUE Major 2017 gegen die Polen von Virtus.pro, dem dominanten Erfolg über Natus Vincere beim FACEIT Major London 2018, dem Triumph im Finale des IEM Katowice Major 2019 gegen ENCE, und dem vierten und bislang letzten Major-Titel beim StarLadder Berlin Major 2019 gegen AVANGAR, wird Astralis wohl zurecht von vielen Experten als bestes CS:GO-Team in der Geschichte angesehen. Insgesamt erspielte das Team bislang ein Preisgeld in Höhe von $8.349.634.

Astralis mit Jack & Jones Sponsoring, Warteschlange vor einem Store
Vor einem Jack & Jones-Store in Köln bildeten sich lange Warteschlangen mit Astralis-Fans

Unterstützung durch Politik und namhaften Sponsoren

Neben Investments in Millionenhöhe blickt Astralis seit seiner Gründung 2016 auf die Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen zurück. Beispielsweise mit dem Mode-Label Jack & Jones, oder dem Automobilhersteller Audi, der die Partnerschaft mit Astralis als „Pilotprojekt“ angesehen hat und damit seinen Einstieg ins E-Sports-Sponsoring feierte.

Auch die dänische Politik unterstützt Astralis tatkräftig. So unterstützte der dänische Außenminister Anders Samuelsen das Team während des Finales des ELEAGUE Majors in Atlanta per Twitter und sogar der dänische Premierminister Lars Lokke Rasmussen ist immer wieder mit den Astralis-Spielern zu sehen und hat sich im vergangenen Jahr von den Profis das Spiel erklären lassen.

Dänischer Premierminister Lars Lokke Rasmussen bei Astralis mit zonic
Der dänische Premierminister lässt sich von zonic CS:GO erklären

Der Beginn einer neuen Ära: Origen und Future FC werden zu Astralis

Während Astralis seit seiner Gründung ausschließlich in CS:GO aktiv war, sollte der 15. September 2020 den Beginn einer neuen Ära markieren. Das League of Legends-Team Origen, das in der europäischen Franchise-Liga LEC spielt, und das EA SPORTS FIFA-Team Future FC, wurden gemeinsam mit dem dänischen CS:GO-Team unter dem Astralis-Banner vereint.

Zuvor gehörten sowohl Origen als auch FUTURE FC zwar genau wie Astralis zu RFRSH Entertainment, bis auf die Zugehörigkeit zum gleichen Unternehmen bestand jedoch keine größere Verknüpfung zwischen den Projekten. Mit diesem Schritt wurde auch die Verbindung von Astralis zu RFRSH Entertainment gekappt.

Kontroverse und Kritik an Astralis

Besonders CEO Nikolaj Nyholm war in den vergangenen Jahren oftmals in Kontroversen rund um seine Geschäftsbeziehungen im E-Sports verwickelt. Hauptkritikpunkt war dabei ein bestehender Interessenkonflikt. So hat Nyholms Unternehmen RFRSH Entertainment mit Astralis, Heroic und GODSENT gleich drei CS:GO-Teams gleichzeitig besessen, die bei Turnieren gegeneinander gespielt haben.

Auch die BLAST Pro Series, ein Turnierveranstalter unter dem RFRSH Entertainment-Banner, musste sich viel Kritik gefallen lassen. So sagte Astralis im Jahr 2019 reihenweise hochkarätige Turniere ab, um stattdessen weit weniger prestigeträchtige Events der BLAST Pro Series zu bestreiten. Dies führte unter anderem dazu, dass das Team seinen ersten Platz im HLTV-Worldranking zeitweise verloren hatte.

Mit dem Verkauf der Marken Heroic und GODSENT und der Abspaltung von RFRSH Entertainment, konnten zumindest diese Kritikpunkte bereinigt werden.

Kritisch wird dagegen nach wie vor der Umgang mit Mitarbeitern und Spielern gesehen. Thematisiert wird dabei unter anderem der Gehaltsverzicht von Mitarbeitern während der COVID-19-Pandemie, während gleichzeitig neue Spieler für das CS:GO-Team verpflichtet wurden. Auch wurde der Organisation vorgeworfen, den CS:GO-Spielern zu wenige Pausen bewilligt zu haben, wodurch diese über Burnout-Symptome klagten.

Michael Decker

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