Portrait: Mousesports‘ NiKo auf dem Weg an die Weltspitze

17.03.2016 20:10

imageDas Talent des Bosniers Nikola ‚NiKo‘ Kovac ist seit Jahren bekannt. Doch während in den jungen Jahren seiner Karriere oft der Vorwurf mitklang, dass er dieses Talent nicht konstant und professionell abruft, hat er, insbesondere in den letzten Monaten, eine enorme Entwicklung genommen. Vor gut einem Jahr wurde NiKo in das Line-up von Mousesports integriert. Aufgefallen war er erstmals im Jahr 2013, als der damals 16-Jährige auf verschiedenen lokalen Events zu überzeugen wusste. 

2013 – Das große Talent auf den kleinen Events

Bereits in Counterstrike 1.6 hat NiKo Duftmarken gesetzt und sein Talent aufblitzen lassen. Den Durchbruch schaffte er allerdings im Jahr 2013 im Spiel CS:GO. Bekannt ist Bosnien und Herzegowina für seine geschichtsträchtige Hauptstadt Sarajevo und weniger für eine hohe Spielkultur im Counterstrike-Bereich. Genau aus diesem Grund spielte NiKo bereits früh mit Spielern aus dem Nachbarland Serbien. Unter anderem war auch der heutige Analyst Janko ‚YNk‘ Paunovi mit dabei. Der Stamm seiner Mitspieler blieb über einen längeren Zeitraum erhalten, obwohl das Team immer wieder die Organisationen wechselte. Zu der Zeit spielten sie als iNation, GamePub oder Refuse. Schon damals konnte NiKo sein Können auch außerhalb der eigenen vier Wände unter Beweis stellen.

Quelle: HLTV.org, Lan-Events NiKo in 2013

Obwohl sein Team bei den meisten Events keine großen Sprünge machte, erzielte NiKo bei jedem der vier besuchten Events ein beeindruckendes Rating. In erster Linie bei den Starladder Finals, die in der CIS-Region, insbesondere zu jener Zeit, einen hohen Stellenwert hatten, spielte er sich in den Fokus. Laut eines Interviews mit fragbite.se sieht NiKo dieses Event als seinen Durchbruch.  

2014 – Das verlorene Jahr

Wenngleich NiKo im Rückblick das Jahr 2013 als großen Schritt bezeichnet, so geschieht das wohl im Lichte des aktuellen Erfolgs, denn das Jahr 2014 ist durch Stillstand gekennzeichnet. Er besuchte nur zwei LAN-Events. Darüber hinaus sind nur wenige Online-Turniere in seiner Statistik vermerkt. Verwunderlich, weil er sein Talent bereits in vorherigen Jahr, an prominenter Stelle, mehrfach zur Schau stellte und deshalb eine steile Entwicklung in 2014 zu erwarten war.


Quelle: HLTV.org, Lan-Events NiKo in 2014

Bei den wenigen Events knüpfte er wieder an die Leistungen an. Auf insgesamt neun Maps bei der Gaming Challenge 2014 brachte es NiKo auf ein 1.37-Rating, welches außergewöhnlich gut ist. Es war eine Frage der Zeit, bis NiKo ein Angebot von einem bekannten europäischen Team erhielt, um die große Bühne zu betreten.

2015 – der steinige Weg bei Mousesports

Als Mousesports dann im Frühjahr 2015 eine Veränderung im gerade formierten Line-up rund um Fatih ‚gob b‘ Dayik vornahm, flammte der Kontakt zu NiKo auf und er wurde ins Team integriert. Maßgeblich beteiligt war Nikola ‚legija‘ Ninic, der zu dieser Zeit für Mouz spielte und serbische Wurzeln hat. Für den jungen Bosnier war dies eine einmalige Chance, die er mit beiden Händen ergriff: ,,Ich spielte das beste CS:GO meines Lebens“ sagte NiKo zu seiner Anfangszeit bei seinem neuen Arbeitgeber. Die Zahlen stützen seine Behauptung.


Quelle: HLTV.org, NiKo Lan-Events Frühjahr 2015

Gerade bei der ESL Frühlingsmeisterschaft zeigte er eine außerordentliche Performance, wobei die Gegner nicht der internationalen Klasse entsprachen. Das wiederum war bei den ESEA Invite Finals dann der Fall, wo NiKo vor allem gegen Fnatic zu überzeugen wusste.

Und trotz der starken Leistungen kam der Rückschlag: Er wurde in die Rolle des Ersatzspielers gedrängt. Im exklusiven Interview mit escene.de äußerte sich der damalige Ingameleader gob b über den Vorfall so, dass es in erster Linie darum gegangen sei, dass das Management und die Spieler auf NiKo zugekommen seien und wieder ein deutschsprachiges Line-up wollten, damit gob mehr Einfluss nehmen könne. Die Sprachbarriere mache den Spielern zu schaffen und diese Maßnahme solle einen positiven Weg in die Zukunft ebnen. Ein Trugschluss. Der Erfolg blieb in dieser Zeit für Mousesports aus. Doch für eine Person brachte diese Situation dennoch etwas Positives, nämlich NiKo. Als Leihspieler für SK und Kinguin im Einsatz, pfeilte er an seiner Performance und sammelte wichtige Erfahrungen auf höchstem Niveau.

Quelle: HLTV.org, NiKos Einsätze als Leihspieler

Die Leistung im fremden Trikot von G2.Kinguin sollte nicht ohne Lohn bleiben. Man kontaktierte Mousesports und versuchte NiKo aus seinem Vertrag zu kaufen. Das Management verweigerte den Deal und einige Zeit später wurde auch deutlich weshalb. NiKo wurde wieder Teil des Line-ups. Im Anschluss erzielte das Team viele Erfolge, die letztendlich in der äußerst starken Leistungen bei den CEVO Finals ihr Ende fanden und das Jahr spielerisch versöhnlich abschlossen.


Quelle: HLTV.org, NiKo Lan-Events Herbst 2015

Umso verwunderlicher war die Personalentscheidung um gob b. Den Captain von Bord zu werfen, nachdem das Team erst kürzlich einen der größten Erfolge erringen konnte, verblüffte. Dennoch besiegelte das Jahr 2015 NiKos Etablierung im professionellen CS:GO.

2016 – Die Weltspitze ruft

Aus seinen Ambitionen macht NiKo keinen Hehl. Im Interview mit fragbite.se macht er deutlich: ,,Ich will versuchen der beste Spieler der Welt zu werden.“ Der Anfang des Jahres 2016 ist ein großer Schritt in diese Richtung. Der Bosnier blüht in seiner neuen Rolle als Teamkapitän von Mousesports auf. Während es bisher immer hieß, dass es eine Belastung sei, sein Team zu führen, so scheint es NiKo zu beflügeln. Unter seiner Führung gewann Mousesports die Acer Predator Masters, qualifizierte sich für das Major in Columbus und sorgte bei den IEM Katowice für Aufsehen. Sie erreichten die Overtime gegen Fnatic, rangen Luminosity 14 Runden ab und bezwangen das glorreiche NiP. Ein ansehnlicher Start, der Lust auf das Jahr 2016 macht.

CS:GO ist ein Teamspiel, jedoch Ehre, wem Ehre gebührt. 


Quelle: HLTV.org, NiKo Lan-Events 2016

Insbesondere die starken Partien bei dem IEM Katowice Event, wovon das Match gegen Fnatic im Hinterkopf bleiben wird, sind ein Indiz für NiKos starke Form. Zur Veranschaulichung kann man die Statistik von Olofmeister aus dem aktuellen Jahr gegenüber stellen. Der Vergleich hinkt zwar insofern, als das Olofmeister mehr Maps spielen musste und dabei die starken Gegner in den späteren Phase des Turniers bespielen musste und dennoch lassen sich gewisse Vergleiche ziehen, denn das sind genau jene Spiele, die NiKo liegen.


Quelle: HLTV.org, Olofmeister Lan-Events 2016

Die Statistiken sind immer eine Momentaufnahme und dennoch wird im Verlauf der letzten Jahre deutlich, dass NiKo sein Können auf einem sehr hohen Level stabilisiert. Er hat keine Ausreißer nach unten. Mit dieser Entwicklung müssen seine Mitspieler bei Mousesports nun Schritt halten. Wenn das geschieht, dann wird sich das Team in den Top 8 etablieren können und das vom 19-Jährigen gesteckte Ziel, „die Playoffs immer zu erreichen“, wird mehr als möglich sein. Wenn nicht, dann wird selbst NiKo, der ein loyaler Spieler zu sein scheint, ins Grübeln kommen und sich nach einem Team umsehen, welches seiner Leistung entspricht.

Redaktion escene.de

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